Über Pentheus
Pentheus war König von Theben und Enkel des Stadtgründers Kadmos. Nach dessen Abdankung übernahm er den Thron und wollte Ordnung, Rationalität und Maß in der Stadt bewahren. Doch als Dionysos, der Gott des Weins und der Ekstase, mit seinem Kult in Theben erscheint, lehnt Pentheus ihn strikt ab. Er verspottet den Gott, verbietet die dionysischen Feste und lässt sogar Dionysos gefangen nehmen – nicht ahnend, dass es sich um den Gott selbst handelt. Dionysos aber übt subtile Rache: Er verführt Pentheus dazu, sich als Frau zu verkleiden und die ekstatischen Rituale der Mänaden heimlich zu beobachten. In einem göttlich verursachten Wahn erkennt ihn seine eigene Mutter Agave nicht und zerreißt ihn gemeinsam mit anderen Frauen, im Glauben, ein wildes Tier getötet zu haben. Als sie zur Vernunft kommt, ist der Schock grenzenlos. Pentheus wird so zum Sinnbild für den Versuch, göttliche Kräfte mit bloßer Vernunft zu unterdrücken – ein Versuch, der mit dem völligen Verlust von Kontrolle und Identität endet. Sein Schicksal ist eine Warnung vor Hybris gegenüber dem Göttlichen, insbesondere gegenüber der Naturkraft Dionysos.